Ausruhen statt Auspowern — Medical Wellness setzt auf ärztlich begleitete Wohlfühl-Angebote. (Bild: DAK/dpa/tmn) © DPA
Berlin (dpa/tmn) — Sich verwöhnen und dabei etwas für die Gesundheit tun: Das ist das Konzept von Medical Wellness. Die Sparte verspricht eine medizinische Rundum-Betreuung im Wohlfühl-Ambiente. Die medizinische Wirksamkeit ist allerdings nicht allgemein anerkannt.
«Bei einem Medical-Wellness-Aufenthalt übernimmt ein Arzt die Verantwortung für den Erholungssuchenden», erläutert Lutz Lungwitz vom Deutschen Medical Wellness Verband (DMWV) in Berlin das Prinzip des Konzepts. Mögliche gesundheitliche Probleme des Gastes würden dabei von einer medizinischen Fachkraft untersucht und schriftlich festgehalten. Die anschließenden Behandlungen würden an die Gesundheit des Gastes angepasst.
Trotz dieses medizinischen Aspekts sei Medical Wellness keine Kur. «Bei Medical Wellness werden Kranke nicht gesund gemacht, sondern gesunde Menschen gesund erhalten. Es geht vielmehr um eine Vorbeugung von Krankheiten als um deren Heilung», so Lungwitz. Ein etwas anderes Konzept verfolgt der Verbund der Wellness Hotels Deutschland in Düsseldorf. «In unseren Hotels haben die Ärzte den Auftrag, die Gäste auch zu heilen», sagt Horst Knappe von den Wellness Hotels. «Die Menschen kommen mit einem bestimmten medizinischen Problem zu uns, das sie in den Griff kriegen wollen.» Bei Medical Wellness gehe es außerdem um eine langfristige Lebensänderung.
Der Ablauf des Aufenthalts in einem Medical-Wellness-Betrieb hänge von den Wünschen und Bedürfnissen des Gastes ab, erläutert Knappe. Bei der Ankunft hätten sie die Möglichkeit, sich von einem Arzt durchchecken zu lassen. Dieser gibt anschließend eine individuelle Empfehlung für den weiteren Aufenthalt. «Hat ein Gast etwa Herzprobleme, sollte er eher Wassergymnastik als Mountainbiking machen, auch wenn dies schon immer sein Wunsch war», so Knappe. Anstatt eines anstrengenden Lauftrainings bei Rückenschmerzen seien eher Schwimmen, Reiki oder entspannendes Qui Gong zu empfehlen. Auch Ayurveda-Behandlungen wie ein Stirn-Ölguss seien bei einigen Erkrankungen hilfreich.
Die Zahl der Unterkünfte, die sich Wellness auf ihre Fahnen geschrieben haben, ist groß — und nicht immer ist es einfach, diejenigen zu erkennen, bei denen ein Aufenthalt im Sinne von Medical Wellness möglich ist. Beate Robertz-Grossmann von der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung in Bonn rät dazu, sich die Qualifikation der in der jeweiligen Einrichtung tätigen Mitarbeiter anzusehen. «Ich würde darauf achten, ob dort eine medizinisch ausgebildete Person für die Betreuung zuständig ist und welche Qualifikation diese besitzt.»
Außerdem kann man sich bei Medical-Wellness-Verbänden informieren. «Diese legen in der Regel bestimmte Qualitätskriterien an Häuser an, die sie empfehlen. Da sollte man schauen, welche diese sind und ob sie mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmen», erklärt Robertz-Grossmann. Ist ein Hotel einem solchen Verband angeschlossen, könne das eine erste Orientierung bieten.
Einige Verbände kontrollieren ihre Betriebe und vergeben Qualitätssiegel. Der DMWV etwa arbeitet mit dem TÜV Rheinland zusammen und hat das Label «Medical Wellness Quality System Standard» ins Leben gerufen. «Um dieses Siegel zu erhalten, müssen Betriebe mehr als 100 Qualitätskriterien erfüllen», erläutert Lungwitz. Sie reichen von der Qualifikation des in der Unterkunft arbeitenden Arztes bis hin zur Ausstattung der Behandlungsräume. Bisher haben 18 Betriebe die Auszeichnung des DMWV erhalten.
Viele Krankenkassen unterstützen einen Medical-Wellness-Aufenthalt finanziell allerdings nicht. Er gehört vielmehr zu den individuellen Gesundheitsleistungen, auch IGeL genannt. «Gesetzliche Krankenkassen akzeptieren nur medizinisch notwendige und qualitätsmäßig abgesicherte Leistungen», erklärt Udo Barske vom AOK-Bundesverband in Bonn.
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